Die parallele Installation von Linux und Windows auf einem PC (Dualboot)
Die Installation einer Linux-Distribution wie z. B. Linux Mint ist nicht aufwendiger als die Installation von Windows: Sicherungskopien der persönlichen Dateien anfertigen, Festplatte vorbereiten, neues Betriebssystem installieren und konfigurieren, Software installieren, persönliche Dateien wieder auf die Festplatte kopieren. Fertig.
In vielen Fällen werden Umsteiger gerne ihr altes Betriebssystem zunächst ebenfalls nutzen wollen, sei es, um bei eventuell auftretenden Schwierigkeiten mit gewohnten Werkzeugen arbeiten zu können, oder weil bestimmte Programme nur für die alte Plattform zur Verfügung stehen. Wer also mehr als ein Betriebssystem nutzen möchte (Stichwort: Multi-Boot-System), wird in der Regel seine Festplatte partitionieren müssen; ein Vorgang, der nicht unbedingt zum Grundwissen eines normalen Anwenders gehört. Daher soll hier detailliert beschrieben werden, wie man seinen Rechner für die Installation mehrerer Betriebssysteme vorbereiten kann.
Die Aufteilung der Festplatte richtet sich natürlich nach den individuellen Notwendigkeiten und Vorlieben des Benutzers, daher beschreibt diese Anleitung hier nur eine von vielen Möglichkeiten. In dem hier beschriebenen Fall wird die vorhandene Windows-Partition verkleinert und eine neue Partition für Linux eingerichtet. Wer seine Festplatte anders aufteilen möchte, kann auch weitere Partitionen einrichten oder z. B. für eine Partition eine andere Größe wählen.
Bei dem hier beschriebenen Verfahren wird davon ausgegangen, dass die Festplatte des Benutzers entsprechend der Standardinstallation von Windows 8 partitioniert ist. Die Installation neben aktuelleren Windows-Versionen sollte aber ähnlich funktionieren.
Informationen, die alternative Vorgänge betreffen, die nicht in einer Windows-, sondern in einer Linux-Umgebung durchgeführt werden, sind farblich dunkel hinterlegt.
Warum Linux Mint?
Für Neulinge in der Linux-Welt macht die nahezu unüberschaubare Auswahl an Distributionen die Entscheidung nicht unbedingt einfach. Ich hatte meinen Einstieg in die Linux-Welt im Jahr 2006 mit Ubuntu, dessen Verdienst damals wohl vor allem darin bestand, eine der wenigen Distributionen gewesen zu sein, die auch für Normalanwender verwendbar war. Dadurch konnte eine sehr starke Nutzergemeinschaft entstehen, die ihrerseits dazu beigetragen hat, dass Ubuntu noch stabiler und attraktiver wurde. Leider hat es dann 2011 mit der Einführung des Unity-Desktops bei Ubuntu einen Kurswechsel in Richtung Tablets und Smartphones gegeben. Diese Neuausrichtung ging mit der Entfernung von Komponenten einher, die für ›Normalanwender‹ als zu kompliziert angesehen wurden, wodurch Ubuntu als PC-Betriebssystem für anspruchsvollere Arbeiten für mich inzwischen nicht mehr akzeptabel geworden war. In eine ähnliche Richtung hat sich in dieser Zeit auch die bislang von Ubuntu verwendete Desktop-Umgebung Gnome entwickelt, wodurch auch andere Distributionen, die auf Gnome setzten, für mich als Alternative nicht mehr infrage kamen. Ubuntu ist dann leider auch aus Datenschutzperspektive in die Kritik geraten (s. Wikipedia). Mittlerweile hat sich Ubuntu zwar von Unity wieder verabschiedet, was für mich aber keinen Grund darstellt, wieder zu wechseln.
Ich habe mich dann für Linux Mint entschieden, da diese Distribution praktisch das Konzept von Ubuntu vor 2011 fortsetzt. Die Umstellung war daher nicht sonderlich groß. Ich schätze an Linux Mint vor allem folgende Eigenschaften:
- das Betriebssystem ist Freie Software (mit wenigen Ausnahmen)
- es verwendet als Codebasis Ubuntu, das auf Debian beruht
- APT als Paketmanager
- Cinnamon als Desktop-Umgebung
- kein Nischenprodukt, profitiert von der großen Entwickler- und Nutzergemeinde von Debian und Ubuntu
Was braucht man für die Installation?
Bevor man sich an die Installation macht, benötigt man folgende Hilfsmittel:
- Linux Mint ISO-Abbild-Datei
- Programm für die Überprüfung von SHA-256-Prüfsummen
- USB-Speichermedium mit mind. 3 GB Kapazität oder alternativ DVD-Brenner und Brennprogramm
- Massenspeicher für die Datensicherung (z. B. externe Festplatte)
Schritt 1: Datensicherung
Da bei der Partitionierung/Formatierung der Festplatte alle bisherigen Daten verloren gehen, müssen die persönlichen Dateien zunächst gesichert werden. Dazu bietet sich eine zweite (z. B. externe) Festplatte an. Die Datensicherung auf CD/DVD oder USB-Stick ist zwar auch möglich, jedoch verfügen diese Medien in der Regel nicht über ausreichend Speicherkapazität für die zu sichernde Datenmenge. Achtung: Gerne werden bei einem Backup die Lesezeichen des Webbrowsers sowie das Adressbuch des E-Mail-Programms vergessen.
Auch andere Programme können die Möglichkeit anbieten, persönliche Einstellungen in eine Datei zu exportieren, die man nach neuer Installation der Anwendung wieder importieren kann. Bei Programmen, für die sowohl Linux- wie auch Windows-Versionen existieren (z. B. Mozilla Firefox und Thunderbird), ist es in der Regel möglich, die persönlichen Einstellungen der Windows-Programme so später auch unter Linux zu verwenden.
Schritt 2: Linux ISO-Abbild besorgen
Für Linux Mint werden verschiedene Varianten angeboten, die sich in einer Reihe von Merkmalen unterscheiden. Vor dem Download der entsprechenden Image-Datei muss man daher zunächst entscheiden, welche Variante den eigenen Erfordernissen am ehesten entspricht.
Linux Mint oder LMDE?
Die „normale“ Standard-Edition von Linux Mint basiert auf der jeweils aktuellen Ubuntu-Veröffentlichung mit Langzeitunterstützung (LTS = long term support. Ubuntu basiert seinerseits auf Debian. Bei der Standard-Edition kann man zwischen drei verschiedenen Desktop-Umgebungen wählen und Personal Package Archives (PPA) von Ubuntu werden unterstützt. Seit Version 20 werden nur noch 64-Bit-Prozessoren unterstützt. Regelmäßig alle zwei Jahre erscheint eine neue Hauptversion von Linux Mint (z. B. 19, 20, 21, …), die fünf Jahre lang mit Aktualisierungen versorgt wird. Alle sechs Monate erscheinen Nebenversionen (z. B. 21.1, 21.2, 21.3), die auch nur bis zum Ende der Unterstützung der Hauptversion mit Aktualisierungen versorgt werden.
Für den Fall, dass Ubuntu als Basis eines Tages nicht mehr zur Verfügung stehen sollte oder aus anderen Gründen nicht mehr praktikabel sein mag, wird parallel das Projekt LMDE (Linux Mint Debian Edition) gepflegt, das direkt auf Debian stable basiert und daher keine Ubuntu-Quellen verwendet. LMDE steht nur in der Cinnamon-Variante zur Verfügung und unterstützt keine PPAs. Dafür unterstützt LMDE neben 64-Bit-Prozessoren auch ältere 32-Bit-Prozessoren.
Die Unterschiede zwischen Linux Mint und LMDE im Überblick:
Linux Mint | LMDE 6 | |
Basis | Ubuntu 22.04 Jammy Jellyfish | Debian 12 Bookworm |
Linux-Kernel | 5.15 | 6.1 |
Desktop: Cinnamon | ||
Desktop: Mate | ||
Desktop: Xfce | ||
Prozessor: 64 Bit | ||
Prozessor: 32 Bit | ||
PPAs |
Welche Desktop-Umgebung?
Linux Mint wird mit drei verschiedenen Desktop-Umgebungen angeboten, nämlich Cinnamon (Fork der Gnome Shell), Mate (Fork von Gnome 2) sowie Xfce. Andere Desktop-Umgebungen können aber auch nachträglich installiert werden. Für LMDE existiert lediglich eine Cinnamon-Variante. Compiz-Desktop-Effekte werden von Cinnamon nicht unterstützt. Neben ästhetischen Vorlieben und den mitgelieferten Systemprogrammen spielen vor allem die Hardware-Anforderungen der einzelnen Desktop-Umgebungen eine Rolle bei deren Wahl. Vereinfacht kann man sagen, dass Mate eine leistungsfähigere Hardware benötigt als Xfce, aber eine weniger starke als Cinnamon. Funktional unterscheiden sich die Desktop-Umgebungen wenig. Allerdings ist zu beachten, dass einige Anwendungen nur für bestimmte Umgebungen vorliegen, wie beispielsweise der Grafik-Editor Krita oder der Video-Editor Kdenlive, für die eine große Menge an Paket-Abhängigkeiten der Desktop-Umgebung KDE Plasma nachinstalliert werden muss.
Linux Mint sowie LMDE stellen folgende Mindestanforderungen an die verwendete Hardware:
- 2 GB Arbeitsspeicher (4 GB empfohlen)
- 20 GB Festplattenspeicher (100 GB empfohlen)
- 1024 × 768 Pixel Bildschirmauflösung
Die Image-Datei, d. h. das Abbild des Installationsmediums in einer einzigen ISO-Datei, erhält man kostenlos z. B. über die Website linuxmint.com. Das Image ist ca. 2,4 GB groß, weshalb der Download je nach Bandbreite durchaus eine Weile dauern kann. Auf der angegebenen Seite kann man nun die gewünschte Variante auswählen und dann das Image herunterladen. Die verschiedenen Varianten können auch direkt hier herunterladen werden:
Veröffentlicht am 13. Juli 2023 Updates bis April 2027 |
Desktop-Umgebung:
Prozessor:
SHA-256-Prüfsumme (Quelle): |
---|---|
Veröffentlicht am 22. September 2023 |
Linux Mint mit einer Spende unterstützen
Schritt 3: Prüfsumme mit dem Download vergleichen
Nun kann man die SHA-256-Prüfsumme mit dem Download vergleichen, um die Integrität des ISO-Abbildes zu prüfen. Dazu benötigt man ein Programm, mit dem die Prüfsumme der Image-Datei ermittelt werden kann. Linux verfügt dazu über das vorinstallierte Programm sha256sum. Eine Anleitung für Windows findet man bei pctipp.ch.
Ist die Überprüfung positiv, kann man mit dem nächsten Schritt fortfahren, ansonsten ist der Download fehlerhaft und muss wiederholt werden.
Sicherer Download unter Linux
Unter Linux kann der Download einfach über das Terminal abgewickelt werden. Da hier nicht nur die Prüfsumme der Dateien, sondern auch die digitale Signatur mit Hilfe des öffentlichen Schlüssels von Linux Mint geprüft wird, kann auf diese Weise zusätzlich sichergestellt werden, dass die heruntergeladenen Dateien wirklich aus der gewünschten Quelle stammen und nicht unterwegs manipuliert wurden. Dazu wählt man zunächst einen regionalen Spiegelserver, auf dem die ISO-Abbilder der Live-Systeme verfügbar sind. Eine Liste mit den Spiegelservern findet man bei linuxmint.com. Ein solcher Spiegelserver in Deutschland (Göttingen) ist beispielsweise der folgende, der hier in diesem Beispiel verwendet wird:
Dort lädt man sich zunächst die Liste mit den SHA-256 Prüfsummen sowie die digitale Signatur dieser Datei herunter:
mirror=
wget ${mirror}/sha256sum.txt ${mirror}/sha256sum.txt.gpg
Um die Signatur prüfen zu können, wird noch der öffentliche Schlüssel benötigt (hier: Linux Mint ISO Signing Key):
gpg --keyserver keyserver.ubuntu.com --recv-key "27DE B156 44C6 B3CF 3BD7 D291 300F 846B A25B AE09"
oder
gpg --keyserver pgp.mit.edu --recv-key "27DE B156 44C6 B3CF 3BD7 D291 300F 846B A25B AE09"
Nun kann die Signatur der Prüfsummendatei geprüft werden:
gpg --verify sha256sum.txt.gpg sha256sum.txt
Die Ausgabe sollte folgendermaßen aussehen, wenn die Prüfsummendatei eine korrekte Signatur aufweist. Entscheidend ist die dritte Zeile:
Korrekte Signatur von "Linux Mint ISO Signing Key <root@linuxmint.com>"
Die Warnung darunter besagt lediglich, dass der Fingerabdruck des öffentlichen Schlüssels nicht verifiziert wurde (s. hier).
gpg: Signatur vom Fr 29 Jul 2022 13:26:29 CEST
gpg: mittels RSA-Schlüssel 27DEB15644C6B3CF3BD7D291300F846BA25BAE09
gpg: Korrekte Signatur von "Linux Mint ISO Signing Key <root@linuxmint.com>" [unbekannt]
gpg: WARNUNG: Dieser Schlüssel trägt keine vertrauenswürdige Signatur!
gpg: Es gibt keinen Hinweis, daß die Signatur wirklich dem vorgeblichen Besitzer gehört.
Haupt-Fingerabdruck = 27DE B156 44C6 B3CF 3BD7 D291 300F 846B A25B AE09
Als nächstes lädt man sich das ISO-Abbild herunter:
wget ${mirror}
Dann vergleicht man die Prüfsumme des heruntergeladenen ISO-Abbildes mit dem Inhalt der Datei sha256sum.txt:
sha256sum -c --ignore-missing sha256sum.txt
Das Ergebnis sollte hier lauten: : OK
Ansonsten muss der Download wiederholt werden.
Mit der so geprüften ISO-Datei lässt sich nun ein Installationsmedium erstellen.
Schritt 4: USB-Installationsmedium erstellen
Bei der Erstellung eines USB-Installationsmediums wird das gesamte Medium überschrieben, wobei eventuell bereits auf dem Medium vorhandene Daten verloren gehen!
Das ISO-Abbild für die Installation kann nun mit Hilfe des Tools UNetbootin auf einen USB-Stick kopiert werden (Alternative: Etcher). UNetbootin bietet auch die Möglichkeit, andere Distributionen automatisch herunterzuladen, sofern das Programm eine Quelle dafür kennt, diese Quellen sind aber nicht immer brandaktuell.
Nach dem Start des Programms markiert man die Option ›Abbild‹ und wählt dann das zuvor heruntergeladene ISO-Abbild (hier: ) aus. Außerdem muss der USB-Stick als Zielmedium gewählt werden. Nach Klick auf werden die Daten nun auf den USB-Stick geschrieben. Bei besonders großen Dateien (wie beispielsweise bei filesystem.squashfs) kann es beim Extrahieren zu erheblichen Zeitverzögerungen kommen, wodurch der Kopiervorgang mehrere Minuten dauern kann, was aber normal ist.
Wenn man das neue Betriebssystem nicht gerade sofort nach Erstellen des Installations-Sticks auf den gegenwärtig verwendeten Rechner installieren will, kann man am Ende des Vorgangs auf verzichten und das Programm mit beenden.
Jetzt hat man einen fertigen Linux-Installations-Stick. Übrigens lässt sich Linux Mint von diesem Stick bereits jetzt ohne Installation auf dem Rechner als Live-System starten.
Installationsmedium unter Linux Mint erstellen
Unter Linux Mint öffnet man das Programm ► Zubehör ► USB-Abbilderstellung und wählt durch Klick auf den Button rechts neben ISO-Abbild die zuvor heruntergeladene Image-Datei aus. Darunter wählt man das gewünschte USB-Medium aus.
Das Programm kann auch gestartet werden, indem man im Dateimanager mit rechts auf die Image-Datei klickt und in dem erscheinenden Kontextmenü die Option Startfähigen USB-Stick erstellen wählt.
Nach einem Klick auf wird das Image auf das Medium geschrieben, was einige Minuten dauern kann.
Schritt 5: Festplatte vorbereiten
Vermutlich wird man die Windows-Partition verkleinern müssen, um Platz für die Linux-Installation zu schaffen. Dafür ist es sinnvoll, die Windows-Partition zunächst zu defragmentieren. Dazu bewegt man unter Windows 8 den Mauszeiger in die rechte obere Ecke des Bildschirms, wählt in dem erscheinenden Menü das Lupen-Symbol, wählt dort den Menüpunkt ›Einstellungen‹ und gibt in das Suchfeld den Begriff defrag ein. In der Ergebnisliste auf der linken Seite wählt man dann ›Laufwerke defragmentieren und optimieren‹. In dem gestarteten Programm wählt man dann das zu defragmentierende Laufwerk aus der Liste aus und klickt dann auf ›Optimieren‹. Bei stark fragmentierten Laufwerken kann dieser Vorgang eine ganze Weile dauern.
Um sicherzustellen, dass die Festplatte nicht beschädigt ist (was unter Umständen dazu führen kann, dass sie nicht partitioniert werden kann), führt man unter Windows 8 zunächst folgende Prozedur durch (vorausgesetzt, es handelt sich nicht um einen manifesten physikalischen Schaden).
Dazu begibt man sich durch Drücken der -Taste zum Startbildschirm von Windows 8 und wählt mit einem Rechtsklick auf den Bildschirm die Option ›Alle Apps‹. Dort klickt man in der Kategorie ›Windows-System‹ mit rechts auf die Option ›Eingabeaufforderung‹ und wählt dann ›Als Admin ausführen‹. In der Eingabeaufforderung gibt man dann folgenden Befehl ein:
chkdsk C: /scan
(den Laufwerksbuchstaben C: evtl. anpassen)
Nachdem der Scan durchgelaufen ist, gibt man folgenden Befehl ein:
chkdsk C: /spotfix
(den Laufwerksbuchstaben C: evtl. anpassen)
Die Frage nach der Volumenüberprüfung beim nächsten Systemstart wird bejaht. Wird der Rechner dann neu gestartet, werden eventuell gefundene Fehler automatisch repariert.
Quelle: makeuseof.com
Schritt 6: Linux testen
Man kann Linux Mint nun bereits testen, indem man den Rechner vom USB-Stick aus bootet. Häufig wird am Anfang des Bootvorgangs eine Taste angeboten, über die das Boot-Medium direkt gewählt werden kann (›Boot options‹). Ist dies nicht der Fall, muss das Boot-Medium im UEFI bzw. BIOS eingestellt werden. Dieses erreicht man auch über eine bestimmte Taste am Anfang des Bootvorgangs, die allerdings vom konkreten Rechnermodell abhängig ist. In der Regel ist das eine der Funktionstasten F1 bis F12.
Zu Beginn des Bootvorgangs erscheint das Bootmenü, in dem verschiedene Boot-Optionen angeboten werden. Hier wählt man Start Linux Mint. Es wird der Desktop geladen, über den man nun die mitgelieferten Standardanwendungen ausprobieren kann. Über den Desktop könnte man nun auch das Betriebssystem auf den eigenen Rechner installieren, allerdings fehlen noch ein paar Vorbereitungen.
Vermutlich ist es nötig, zunächst das Tastaturlayout anzupassen. Dazu ruft man über ► Preferences ► Keyboard die Regionaleinstellungen auf. Durch Wählen des Tabs ›Layouts‹ sowie einen Klick auf den Button kann man nun ein neues Layout hinzufügen. Hier wählt man beispielsweise ›German‹ und bestätigt mit Klick auf . In der Leiste am unteren rechten Bildschirmrand erscheint das Flaggensymbol für die englische Spracheinstellung. Durch Klick auf dieses Symbol kann die Einstellung jetzt auf Deutsch geändert werden.
Ist man mit dem Test zufrieden, kann es losgehen.
Schritt 7: Festplatte partitionieren
Vor diesem Schritt sollte die Sicherung der eigenen Dateien unbedingt abgeschlossen sein, da bei dem nun folgenden Vorgang alle Daten gelöscht werden (es sei denn, man behält eine Partition bei)!
Jetzt muss man die Festplatte partitionieren. Auf dem Live-System befindet sich dazu das Partitionierungs-Programm GParted. Um dieses Programm zu starten, klickt man in der Leiste unten links auf den -Button und wählt Administration ► GParted.
Wenn bislang nur Windows 8 in der Standardinstallation vorhanden war, sollte die Oberfläche zunächst ungefähr so aussehen:
In der Übersicht sind in diesem Beispiel neben einem nicht zugeordneten Bereich (›unallocated‹) zwei Partitionen zu sehen, die gemeinsam nahezu die gesamte Festplatte belegen. Bei diesen beiden Partitionen handelt es sich um die System- und die Startpartition von Windows 8 (s. microsoft.com). Die Startpartition (sda2) ist zu einem großen Teil ungenutzt und dieser freie Speicherplatz kann daher der Linux-Installation zur Verfügung gestellt werden, indem man diese Partition verkleinert. Dazu markiert man die Partition und wählt dann im Menü Partition ► Resize/Move.
Es muss hier lediglich die neue Größe (new size) dieser Partition angegeben werden, die mindestens den Wert des bereits belegten Speicherplatzes betragen muss. In diesem Beispiel sind das 15000 MiB. Die Größen der angrenzenden Bereiche werden automatisch berechnet. Wen die Einheiten MiB und GiB verwirren, der erfährt bei Wikipedia mehr.
Anschließend richtet man die Partitionen für die Linux-Installation ein. Dazu klickt man erst auf den zu partitionierenden, nicht zugeteilten Bereich und wählt im Menü Partition ► New. Daraufhin öffnet sich ein Dialog, in dem man jeweils die folgenden Werte eingibt (oder andere Werte nach den persönlichen Vorlieben).
Partition | Create as | Label | File system | New size |
---|---|---|---|---|
/dev/sda3 | Extended Partition | linux | (restl. Platte) | |
/dev/sda5 | Logical Partition | mint | ext4 | 30000 MiB |
/dev/sda6 | Logical Partition | home | ext4 | (restl. Platte) |
Bei dieser Aufteilung wird Linux Mint in die Root-Partition mint installiert. Die eigenen Dateien werden später auf der Partition home gespeichert. Diese Aufteilung hat den Vorteil, dass die home-Partition nicht überschrieben werden muss, falls das Betriebssystem auf der mint-Partition neu installiert werden sollte. Die eigenen Dateien sind in diesem Fall also geschützt. Der zugewiesene Dateiname der Partitionen (sda3 etc.) kann von dem Beispiel abweichen.
Die Angaben bestätigt man durch Klick auf . In der Übersicht wird dann die neu zu erstellende Partition angezeigt. Sind alle Partitionen vorbereitet, sollte die Übersicht ungefähr so aussehen:
In dieser Übersicht kann man nun sehr gut sehen, wofür die einzelnen Partitionen verwendet werden. Es existieren nach wie vor die beiden NTFS-Partitionen von Windows 8. In der erweiterten Partition linux sind die beiden Partitionen mint und home für die Linux-Installation enthalten.
Den eigentlichen Partitionierungsvorgang startet man dann über die Option Edit ► Apply All Operations. Hat man eine EFI-Systempartition erstellt, markiert man anschließend diese Partition in der Liste, wählt Partition ► Manage flags und setzt dort das Häkchen für das esp-Flag.
Anschließend kann man GParted beenden, das Live-System wieder herunterfahren und die Installation der Betriebssysteme beginnen.
Weitere Informationen zur Partitionierung: UbuntuUsers-Wiki
Schritt 8: Windows installieren
Um nach der Installation der Betriebssysteme beim Hochfahren des Rechners einen Bootloader
(GRUB 2) zur Verfügung zu haben, der es ermöglicht, zwischen beiden Systemen auswählen zu können, muss man Windows unbedingt vor Linux installieren, da Windows im umgekehrten Fall die Linux-Installation einfach ignorieren und den Bootloader überschreiben würde und man so den Zugang zu der Linux-Installation verliert.
Für die Windows-Installation wählt man als Ziel die erste Partition (Laufwerk C:) mit dem Dateisystem NTFS.
Schritt 9: Linux installieren
Nun bootet man wieder das Live-System auf dem USB-Stick und wählt erneut das deutsche Tastaturlayout aus.
Auf dem Desktop befindet sich ein Icon mit der Bezeichnung Install Linux Mint. Durch Doppelklick auf dieses Icon wird die eigentliche Installation von Linux Mint auf die Festplatte gestartet. Es öffnet sich das Installationsprogramm mit einer Reihe von Dialogen, in denen diverse Angaben abgefragt werden:
Zunächst bestätigt man die gewünschte Sprache der Installation und klickt auf .
In diesem Dialog kann man das Tastaturlayout einstellen. Dialog bestätigen mit Klick auf .
An dieser Stelle kann gewählt werden, ob proprietäre Software installiert werden soll. Dialog bestätigen mit Klick auf . An dieser Stelle werden alle verfügbaren Partitionen für die Installation untersucht, was eine Weile dauern kann.
Unter dem Punkt ›Festplatte löschen und Linux Mint installieren‹ kann durch Klick auf den Button (im Screenshot hier nicht dargestellt) die Verwendung von LVM oder ZFS als Volumen-Manager (siehe auch hier) sowie optional die Verschlüsselung der Installation ausgewählt werden.
Um die zuvor eingerichteten Partitionen für die Installation zu verwenden, wählt man die Option ›Etwas Anderes‹. Dialog bestätigen mit Klick auf .
Hier werden alle Partitionen angezeigt. An dieser Stelle müssen nun die so genannten Einhängepunkte der Partitionen festgelegt werden. Dazu bearbeitet man nacheinander all die Partitionen, die man für die Installation benötigt: Die Partition in der Liste markieren und auf klicken, wodurch sich ein weiterer Dialog öffnet:
Dort wählt man nun unter ›Benutzen als:‹ das gewünschte Dateisystem, wie es bereits bei der Partitionierung gewählt wurde. Partitionen, auf denen sich Daten befinden, die man bewahren möchte, dürfen nicht formatiert werden. Als Einhängepunkt (Einbindungspunkt) gibt man nun das entsprechende Verzeichnis an (s. folgende Tabelle). Einhängepunkte können auch nach der Installation noch ergänzt oder geändert werden (s. UbunutuUsers-Wiki).
Partition | Benutzen als | Einhängepunkt |
---|---|---|
/dev/sda5 | Ext4-Journaling-Dateisystem | / |
/dev/sda6 | Ext4-Journaling-Dateisystem | /home |
/dev/sda? (nur bei Verwendung von UEFI) | EFI-System-Partition |
Als Zielort für die Installation des Bootloaders GRUB2 sollte im Normalfall das voreingestellte Gerät gewählt werden (z. B. /dev/sda).
Sind alle nötigen Partitionen zugewiesen, Dialog bestätigen mit Klick auf .
Als nächstes wählt man die Zeitzone für die Zeit- und Datumseinstellungen der Installation. Dialog bestätigen mit Klick auf .
In diesem Dialog wird man unter anderem nach dem gewünschten Benutzernamen und dem Passwort gefragt. Diese Daten sollte man sich gut merken (wenn man sie aus Sicherheitsgründen nicht notieren will), da man über sie nach der Installation überhaupt erst den Zugang zum System bekommt. Außerdem werden diese Daten bei einer Reihe von administrativen Vorgängen benötigt.
Durch Klick auf wird die eigentliche Installation schließlich gestartet, die je nach Leistung des Rechners ca. 10 bis 15 Minuten dauern kann. Falls man von DVD installiert, sollte man während dieses Vorgangs keine anderen Programme verwenden, da ansonsten der Lesekopf des optischen Laufwerks für das Multitasking permanent hin- und herspringen muss, was ihm auf Dauer möglicherweise nicht gut bekommt. Bei der Installation von einem USB-Medium ist das nicht problematisch.
Wenn die Installation abgeschlossen ist, beendet man das Live-System und startet den Rechner ohne den Stick neu. Es erscheint der Bootloader GRUB, über den man nun das Betriebssystem auswählen kann.
Damit wäre die Installation abgeschlossen. Herzlichen Glückwunsch!
Übrigens: Falls man später ein weiteres Betriebssystem installiert hat und dadurch das GRUB-Menü durcheinander geraten ist, kann man die Reihenfolge wieder korrigieren, indem man von der Haupt-Installation aus folgende Befehle im Terminal ausführt:
sudo update-grub && sudo grub-install /dev/sda
Schritt 10: Abschluss
Als nächstes wird man nun seine alten Dateien wieder zurück auf die Festplatte kopieren, weitere Software installieren und die Feineinstellung des Betriebssystems vornehmen. Was ich selbst als erstes nach einer frischen Mint-Installation vornehme, wird auf der folgenden Seite beschrieben.
Eigene Dateien von Windows-Partition permanent einbinden
Möchte man von Linux aus dauerhaften Zugriff auf den Ordner Eigene Dateien der Windows-Installation haben, so kann man auf diesen Ordner eine symbolische Verknüpfung (Symlink) anlegen. Dazu muss die Partition der Windows-Installation dauerhaft im Linux-Dateisystem eingebunden (gemountet) sein.
Zunächst öffnet man unter Linux über ► Einstellungen ► Laufwerke die Laufwerksverwaltung.
Im linken Bereich der Oberfläche wählt man zunächst die betreffende Festplatte. Im rechten Bereich markiert man dann die Partition der Windows-Installation (hier: Partition 2 /dev/sda2 mit NTFS Dateisystem) und mountet diese durch Klick auf den -Button (sollte der -Button angezeigt werden, ist die Partition bereits eingehängt). Dann klickt man auf den Button mit dem Zahnräder-Symbol und wählt dort Einhängeoptionen bearbeiten ….
Hier muss lediglich der Schalter Vorgaben der Benutzersitzung auf AUS geschaltet werden und die Option Beim Systemstart einhängen aktiviert sein. Von Bedeutung ist hier außerdem der Einhängepunkt der Windows-Partition im Dateisystem von Linux (hier: /mnt/FA0CC1A50CC15CEF).
Schließlich legt man im Terminal mit folgendem Befehl die symbolische Verknüpfung zum Ordner Eigene Dateien an (dazu muss die Windows-Partition gemountet sein), wobei der Einhängepunkt sowie die Benutzernamen der Windows- und Linux-Installation anzupassen sind:
ln -s "/mnt/FA0CC1A50CC15CEF/Users/WINDOWSBENUTZER/Eigene Dateien" "/home/LINUXBENUTZER/Windows-Partition"
Daraufhin findet man im Benutzerordner der Linux-Installation einen Ordner Windows-Partition, über den man nun Zugriff auf den Ordner Eigene Dateien der Windows-Installation besitzt.